Die Liebe zum Material – touch me!
Die Haptik spielt in der Inneneinrichtung eine große Rolle. Unsere Finger wollen bespielt werden und unserem Gehirn möglichst einen positiven Reiz übersenden. Der Mensch ist ein haptisches Wesen, der Tastsinn ein Grundbedürfnis. Nichts verführt uns mehr, als uns mit eigenen Händen von einer Qualität überzeugen zu lassen. In unserer heutigen Gesellschaft – eine Konsum- und Arbeitswelt – bleibt die haptische Erfahrung oft auf der Strecke. In den Supermärkten gibt es zu viele Artikel, die mit Plastik verhüllt sind, es gibt kaum ein Produkt, dass man nicht online bestellen kann und die Büros und Arbeitsplätze sind durchorganisierte Digitalhochburgen. Das Fühlen von Materialien und Oberflächen wird im Alltag immer weniger, die visuelle Reizüberflutung dagegen nimmt zu.
Kein Wunder, dass die Sehnsucht nach Haptik wächst – ist es doch ein menschliches Grundbedürfnis. Zu sehen ist dies vor allem in unserem eigenen Reich. Das heißt, zu Hause möchten wir die Haptik ausleben, wo wir nur können. Das glatte Leder des Sofas spüren, die langen Floren des Teppichs unter den Füßen wahrnehmen oder das angenehme Holz des Tisches ertasten und uns damit in eine Behaglichkeit katapultieren, nach der wir uns den ganzen Tag gesehnt haben und sie abends zu Hause erleben dürfen. In Räumen, in denen man Gegenstände gerne berührt, verweilen die Menschen länger.
Wir haben eine gewisse Sehnsucht nach Berührung entwickelt, werden wir doch durch die Computerwelt an der kurzen Leine gehalten. Die Augen haben immer mehr die Arbeit der Hände übernommen. Der Tastsinn verkümmert ein wenig, selbst wenn wir fühlen, haben wir nicht mehr den Vergleich wie früher. Kein Wunder, dass sich hier eine Sehnsucht für die Haptik beziehungsweise die Berührung wiederentwickelt.
Haptik-Trends im Wohnzimmer - Streichelzone
Es kommt immer ein wenig auf die Jahreszeit an, welches Material wir gerne anfassen. Im Sommer eher das glatte Ledersofa, im Winter dagegen lieber den weichen Stoffbezug. Generell angesagt sind: Textil- oder Strukturtapeten, weiche Vorhangstoffe, Samtbezüge bei Sofa und Sesseln, grobe Naturmaterialien bei der Dekoration wie Leinen, Filz, Jute, Sisal. Textile Stoffe berühren die Sinne. Daher ist es verständlich, dass wir uns zu Hause ein Nest erschaffen möchten, in dem wir uns wohlfühlen und die Seele baumeln lassen können. Und das gilt nicht nur für Möbel, sondern für den gesamten Raum. So tauchen Strukturtapeten den Raum in sinnliche Materialität. Es gibt eine Vielzahl an Strukturauswahlen: Schlangenprägungen, verspielte Ornamente oder Bambus-Imitationen. Bei Sideboards und Schranktüren finden sich immer öfter reliefartige Oberflächen mit verschiedenen Materialien wieder.
In den vergangenen Jahren standen kühle, glatte Oberflächen mit weitem Raum im Fokus. Es wirkte alles kühl und distanziert. Kein Trend ohne Gegentrend! Jetzt sehnen wir uns wieder nach Tuchfühlung und sinnlichen Materialien. Der Samtbezug für Sofas ist von den Toten auferstanden und die Vorhänge sind so kuschelig, dass man sich am liebsten darin einwickeln möchte.