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Alles ist verbunden – Schuhmode, Leder und der Preis für ein Sofa

Es ist alles eine Frage des Materials – Leder

Am Anfang steht immer das Material. Egal ob wir ein Haus bauen, ob wir uns an einen exotischen Rezeptvorschlag wagen oder ob wir ein himmlisch bequemes Sofa bauen. Ohne Material ist alles Schall und Rauch.

Für die Produktion eines zeitgemäßen Sofas, einer Couch oder einer ganzen Polsterlandschaft ist Leder eines der wichtigsten Zutaten. Der natürliche Rohstoff ist Grundlage des späteren Traumsofas. Hier entscheidet die Materialqualität in nicht geringer Durchschlagskraft über den Wohlfühlfaktor und das Gefühl „Zuhause“.

Nicht nur für die Möbelindustrie ist Leder der Rohstoff schlechthin. Neben den „Polsterern“ oder „Möblern“ sind die Autoindustrie und die Schuhindustrie die größten Abnehmer der behandelten Tierhäute. Passgenaue Herrenschuhe und die Innenausstattung des italienischen PS-Boliden wollen schließlich auch den luxuriösen Touch und den charakteristischen Ruch eines hochwertigen Leders verströmen.
 
Hier findet sich der erste Anhaltspunkt für was hat der Preis eines Ledersofas mit dem aktuellen und den kommenden Schuhtrends gemeinsam.
Beide Produkte sind maßgeblich abhängig vom gleichen Rohstoff.
Und Leder ist und bleibt ein begrenzter Rohstoff mit begrenzter Verfügbarkeit. Anders als angenommen wird weltweit wohl kein einziges Nutztier wegen des Leders geschlachtet. Der Grund hierfür ist relativ pragmatisch, es wäre schlicht Geldverschwendung.
Die Tierhäute, die durch die Gerbeindustrie in hochwertige Leder weiterverarbeitet werden, sind eigentlich Abfallprodukte der Fleisch- bzw. Schlachtindustrie.
Es ist somit nicht weiter verwunderlich, dass die größten Fleischproduzenten gleichzeitig wahre Lederstaaten sind. Vor allem Südamerika liefert einen enormen Output an hochwertigen Rinderhäuten.
Durch die „Entstehung“ des Ursprungsprodukts ist klar, Leder wächst weder auf dem Baum, noch kann es in irgendeiner Form künstlich oder auf Bestellung hergestellt werden. Im Dreiecksgestirn der drei Industriezweige, die Leder in großen Mengen benötigen, kann es zu saisonal- und trendgestützten Zyklen und zu enormen Unterschieden kommen. Hier greifen die eisernen Regeln der Marktwirtschaft! Steigt die Nachfrage eines „knappen“ Guts auf weltweiter Ebene, so steigt bei gleichbleibendem Angebot eben weltweit der Preis.
 

Schuhtrends, Lederpreis und das heimische Sofa

Alles ist verbunden! Der ein oder andere Mode-Trend ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass Autositze und Ledersofas im Preis anzogen. Hier zwei Trends aus der Vergangenheit, die zeigen wie nahe Schuhtrends und Ledersofas doch beisammen liegen!
 

Doc Martens – der Stiefel

Der zweite Weltkrieg war wenige Wochen vorbei und der deutsche Arzt Klaus Märtens machte sich auf den Weg die Schuhwelt auf den Kopf zu stellen. Mit einfachsten Möglichkeiten und dem was man „unter der Hand“ bekommen konnte, entwickelte er seine Sicherheitsstiefel mit luftgedämpfter Sohle.

Mit Sachverstand und dem ein oder anderen kleinen Tipp ging der Stiefel ab 1947 in bayrischen Landen im Münchner Umland in die Produktion. Die Zeiten waren reif für bequeme Schuhe und so war es nicht überraschend, dass bereits 1950 eine weitere Fabrik eröffnet werden konnte.

Durch eine Anzeige in einem britischen Katalog wurde ein englisches Traditionsunternehmen
auf den deutschen Schuhhersteller aufmerksam. Ab dem Jahre 1960 wurde der bequeme
Sicherheitsschuh unter dem Namen Dr. Martens AirWair auch im Königreich vertrieben.

Auch auf der Insel waren die Schuhe ein echter Verkaufsschlager und sorgten nicht nur unter
Postboten und Polizisten für Furore. Ab 1962 war der Stiefel (in hoher und niedriger
Version) aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Der Stiefel war bequem, robust, beinahe
unkaputtbar und obendrein unempfindlich gegen Öl, Benzin und Säure!

Obwohl der Welthandel und die Möbelindustrie zu diesem Zeitpunkt noch in den
Kinderschuhen stecken, hatte der Hype um die Dr. Martens Stiefel einen nachweislichen
Effekt auf den Rohlederpreis!
 

Der Sneakers-Boom der 80er

Schulterpolster, Bon Jovi auf Welttournee, absurde Frisuren und Spandexhosen – das waren die 80er. Man könnte meinen, wir hätten die Mode- und Musiktrends (mancher möchte hierbei sicher von „Sünden“ sprechen) überwunden, doch da täuschen wir uns gehörig! Auch die Sneakers oder Turnschuhe sind ein klares Kind der 80er.

Erfunden wurden die „schleichenden“ Schuhe (engl. „to sneak“: schleichen) zwar deutlich früher, aber es dauerte bis in die 80er Jahre bis sich der moderne Sportschuh als massentauglich erwies.

Spätestens die klobigen Sneakers eines amerikanischen Herstellers mit vier Buchstaben und einem Haken als Logo, waren weltweit absoluter Trendartikel und lösten einen waschechten Boom auf die bequemen und vor allem günstigen Schuhe aus.

Durch Massenproduktion und günstiges Material konnten Sneakers deutlich günstiger produziert werden als beispielsweise der klassische Herrenschuh aus Meisterhand.
Sneakers wurden Kult und gleichzeitig Ramschprodukt.

In den Sneakers-Jahren (ab circa 83) stieg die Nachfrage an Leder aus der Schuhindustrie deutlich an, was wiederum zu einem Anstieg des Lederpreises führte. Sie ahnen es: Als Folge dieser Entwicklung verteuerten sich weltweit auch Sofas, Couches und Garnituren aus Leder.

Alles ist verbunden und Qualität hat ihren Preis

Der Volksmund täuscht sich bekanntlich sehr, sehr selten! Und selbst die bekannteste Binsenweisheit trägt einen gehörigen Anteil Wahrheit in sich. „Qualität hat seinen Preis“ ist mehr als eine Phrase. Betrachten wir die Zusammenhänge zwischen Rohmaterial und Endprodukt, so erkennen wir, dass manche Dinge, die scheinbar nichts gemein haben, in Wirklichkeit klar voneinander abhängen.

Hochwertige Leder sind ein gesuchter und teurer Rohstoff geworden. Ob der Rohstoff für den Innenraum einer Luxuskarosse, für einen Designer-Schuh oder ein himmlisch-bequemes Sofa verwendet wird, ist in Sachen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit nicht relevant.

Selbst in einer globalisierten Welt ist der Preis auf dem Rohstoffmarkt abhängig von Trends und Entscheidungen der jeweiligen Hersteller. Entsteht ein neuer Ledertrend, so steigt der Preis für die jeweiligen Rohlederarten!